Inhalt/Kritiken

" SIE WAR UNSERE HELDIN ", schreibt Joachim Kortner in seiner Vorbemerkung und meint seine Mutter Hedwig, eine Frau mit Lebensmut und Konsequenz. Der Autor lässt seine aufregende Kindheit so atmoshärisch dicht und zugleich facettenreich in allen Farben wiederaufleben, dass man als Leser fast schon Sehnsucht danach verspürt, nach diesen Abenteuern einer jungen Seele mitten im Krieg und kurz danach. Selten begegnet man in veröffentlichten Erinnerungen an die "schlimme Zeit" einer solch poetischen, dabei kraftvollen, ja frechen Weltbetrachtung. Der kleine Junge(Joachim) mit Spitznamen Mill sieht alles und versteht wenig, nur dass er seiner Mutter zusammen mit den Geschwistern wieder und wieder folgen muss. Und ohne es zu wissen, bleibt sie immer auch die Schutzbefohlene ihres Jüngsten....
Vor dem Hintergrund der heutigen "MAINSTREAM-Kindheit" mit allgegenwärtigem PC und "Play-Station" blickt man fast ein wenig wehmütig zurück in diese reiche, sinnlich erfüllte Kinderwelt voller Liebe. Und damals war Krieg!
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Dieser Fünfjährige ist ein Muttersöhnchen. Vom Kuchenteig für Papas Frontpäckchen darf er schlecken, sich auf Schaukel und Schaukelpferd vergnügen. Auf Heimaturlaub erzählt der Vater von Partisanen. Und dass die an Telegrafenmasten baumeln müssen, einer wie der andere. Das Morden an der Ostfront erlebt der Knirps als „Gewitterkucken“ am abendlichen Horizont.
Noch steckt der älteste Bruder auf der Landkarte den Frontverlauf mit Hakenkreuzfähnchen ab, sammelt Unterschriften seiner Kriegshelden und Bombensplitter als Andenken. Doch das Unheil bricht herein. Die Mutter flieht mit ihren vier Jungen vor der Ostfront. Das Ziel, ein idyllisch geglaubtes Dörfchen in Brandenburg, ist selbst schon Kampfzone geworden. Der Junge weiß nicht und fragt nicht, warum diese fremden Soldaten in sein Land gekommen sind. Sie haben wunderschöne Lieder, beschenken ihn. Rauben und vergewaltigen aber auch. Er sieht alles und versteht nichts... Sehr lesenswert!
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Leserurteile:
authentisch / glaubwürdig / atmosphärisch dicht / sollte Pflichtlektüre für alle Schularten werden / ist selten eine solch poetische, ja freche Weltbetrachtung zu finden.
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Diese kleinen, heute fast unglaublichen Geschichten - der Autor hat sie als fünfjähriger Zwerg wirklich erlebt. Bewundernswert ist die enorme literarische Qualität. Das alles ist einfach gut erzählt. Man wird nicht nur sofort von den Episoden und Geschichten gefangen genommen – sie sind realistisch, klar und lakonisch; auch die Wahrnehmung der Welt durch die Augen des Jungen funktioniert wunderbar. Denn die Schocks, die er erlebt – es sind eigentlich permanente Schocks – werden ja nicht als solche beschrieben, eher nur ihre Äußerlichkeit: Der Untergang der Moccatasse, seines größten Schatzes; oder ein sitzender toter Mann hinter dem Bahnhof. Den Rest, die innere Wirkung, imaginiert man. Deswegen liest man weiter, es entsteht ein förmlicher Sog. Der Text macht das Erleben des Jungen erfahrbar, ohne seine Perspektive zu simulieren (und dabei verlogen und im schlechten Sinn „pädagogisch“ zu werden). Das Buch erzählt auf diese Art nicht nur von einer „unheroischen“ Zeit, in der man aber eine Menge Mut und Entschiedenheit und Lebenswillen brauchte; es erzählt auch sehr viel von Gefühlen – vom Entstehen von Gefühlen - , ohne jemals sentimental zu sein. Dafür ist es viel zu rau und klar; und dafür ist es viel zu komisch.
München, 12. XII. 2006
Dr. Michael Ott
Department für Germanistik und vergleichende Sprachwissenschaft
Ludwig-Maximilians-Universität
München
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„Bewundernswert ist die enorme literarische Qualität...
...realistisch und lakonisch...
...entsteht ein förmlicher Sog zum Lesen...
...rau und klar...“
Dr. Michael Ott / Department für Germanistik und
vergleichende Sprachwissenschaft an der Ludwig-
Maximilians-Universität München 12.12.2006.
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„Da bekommt das Unheimliche etwas Selbstverständliches... spannend bis zur letzten Seite...gefesseltes und stark bewegtes Publikum bei der Autorenlesung...“
Fränkischer Tag 13.01.07
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„Eine Stecknadel hätte man bei der Lesung fallen hören...hochinteressanter und spannender Lesestoff...“
Nordbayerische Nachrichten 22.01.07
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„...Was das Buch reizvoll macht und von der Masse der Erinnerungsliteratur unterscheidet, ist: Der Autor berichtet aus der Perspektive des kleinen Jungen, der er damals war...frisch, prägnant und atmosphärisch dicht...ein hohes Maß an Unmittelbarkeit...ein Stück Geschichte, so wie kleine Leute Geschichte erleben...“
Neue Presse Coburg 30.01.07
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Großwerden in Zeiten des Krieges
Romane über den Zweiten Weltkrieg sind schon viele geschrieben worden. Wenige von ihnen sind aber so authentisch und berührend wie der Roman „Mamas rosa Schlüpfer“ von Joachim Kortner (Verlag BoD Norderstedt).
„Mill“ ist der Kleinste von vier Brüdern. Dem grausamen Krieg gegenüber ist er so ahnungslos, wie alle Kinder. Diese Ahnungslosigkeit kann ein Glücksfall sein, denn oft erlebt das Nesthäkchen Flucht, Hunger und Bombenalarm wie unglaubliche Abenteuer. Aber Kortner schildert auch das Traumatisierende, das Unfassbare eines Krieges. Wie kann Mill diesen kleinen Jungen vergessen, der nach dem Spiel mit einer Granate elendig verblutet? Wie soll sein unbescholtener Verstand den Anblick einer Männerleiche verarbeiten? Und was kann man mit einem Vater anfangen, der nach jahrelanger Abwesenheit plötzlich wieder da ist und vollkommenen Respekt und Zuneigung einfordert?
Moral und erklärende Distanz sind Elemente, die in „Mamas rosa Schlüpfer“ wegfallen. Gerade das macht dieses Werk zu solch einem unmittelbaren Leseerlebnis. Wir ahnen, wie Mill sich fühlt, wenn die Bomben fallen und wir verstehen, warum er solche Angst vor den Russen hat. Das alles verdankt der Leser der Erzählkunst Joachim Kortners, der der Gefahr, eine weitere banale Kriegsgeschichte zu schreiben, entgeht, und Neues präsentiert.
Es ist die Mischung aus der Schilderung von Kriegsgräueln und alltäglichen Episoden, die „Mamas rosa Schlüpfer“ so wahrhaftig werden lassen. Denn trotz Hitler und kämpfender Soldaten ist der kleine Mill mit Stationen seiner Entwicklung konfrontiert, die jeder seiner Altersgenossen, auch heute noch, durchläuft. Wenn er seine älteren Brüder bewundert, heimlich für Christa Lüdeke schwärmt und sich schämt, wenn die russischen Soldaten Mamas rosa Schlüpfer auf der Wäscheleine sehen, dann spielt der Krieg keine Rolle mehr. Dann ist Mill ein ganz normaler Junge auf dem Weg Richtung Erwachsenwerden. Und dass er das sein darf, verdankt er seiner Mutter, die, undramatisch und meist unbemerkt, am Rande des Möglichen agiert und kämpft und arbeitet, um ihre Söhne groß werden zu sehen.
Rezension v. Murielle Rousseau April 2007
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„Das ist ein ganz, ganz wichtiges Buch. Ich kenne kein Buch, in dem diese Zeit so genau, ehrlich und stimmig beschrieben ist..... Großes Kompliment!“
Diethard Klante – deutscher Film- und Fernsehregisseur 17.05.07
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