12/19/2006

Interviews




















Gespräch mit dem Autor

Frage:
Mamas rosa Schlüpfer- ein etwas seltsamer Titel für einen Roman-müssen Sie doch zugeben, oder?

Kortner:
Das stimmt. Mir wurde sofort, von vielen Seiten, sogar von meinem Lektor, davon abgeraten: "So ein Buch verkauft sich nicht. Das ist irgendwie missverständlich..."
Ich hatte auch schon zwei alternative Titel. Trotzdem bin ich zu Mamas rosa Schlüpfer zurückgekehrt.

Frage:
Warum?

Kortner:
Das war mehr so ein Instinkt. Die anderen Titel kamen mehr aus dem Verstand. Für uns vier Jungen waren diese rosa Liebestöter ein Symbol für alles Weibliche und Mütterliche. Unsere Mutter hat uns durch den Wahnsinn des 2. Weltkriegs geführt und gerettet.

Frage:
Und Ihrer Mutter wollen Sie wohl mit dem Roman ein Denkmal setzen?

Kortner:
Denkmal nicht. Aber ich will Ihr die Ehre geben, die sie verdient. So würde ich es sagen. Und den Menschen von heute will ich sagen, wie der Krieg und die Nachkriegszeit aus der Perspektive eines Kindes erlebt wurden.

Frage:
Ihr Roman hat den Untertitel Roman in Episoden. Was genau soll das bedeuten?

Kortner:
Im klassischen Roman läuft eine Haupthandlung, von der sich immer wieder Nebenhandlungen abzweigen, um dann wieder zur Haupthandlung zurück zu kehren. Ein Kind erlebt sein Schicksal nicht so, sondern als eine Ansammlung von chaotischen Einzelerlebnissen, die es erst mit zunehmenden Alter zu einem Mosaikbild zusammensetzen kann.




















Interview:
Cocoa sprach mit dem Autoren Joachim Kortner
www.cocoa.de

Also sein Buch "Mamas rosa Schlüpfer" hat uns einfach nicht mehr losgelassen. Inzwischen haben wir das Buch schon gelesen und es fesselt tatsächlich ungemein! So wollten wir mehr wissen von Joachim Kortner und trafen ihn in Coburg.

Cocoa:
Ihr Romantitel ist ja schon etwas gewöhnungsbedürftig. Haben Sie nicht daran gedacht, dass davon Leser abgeschreckt werden könnten?
J. Kortner:
Ich bin von verschiedenen Seiten gewarnt worden: Der Titel kann falsch verstanden werden! Sowas liest doch keiner! Das verkauft sich schlecht! So waren die Meinungen.

Cocoa:
Gab es da schon alternative Titel?
J. Kortner:
Die gab es. Die lasen sich sogar smarter und marktgerechter. Ich konnte damit aber nicht warm werden, bin wieder zu meinem „unverkäuflichen“ Titel zurückgekehrt.

Cocoa:
Was hätte denn Ihre Mutter zu diesem Romantitel gesagt?
J. Kortner:
Die Mama? Die hätte laut gelacht. Und dann hätte sie gesagt: Du bist verrückt! Ihre rosa Riesenschlüpfer, die man weit übers Knie ziehen konnte. Die haben mich und meine drei Brüder begleitet, so lang ich denken kann. Als fünfjähriger Zwerg war es mir z. B. peinlich, dass die deutschen Soldaten ihr unter den Rock schauen konnten, als sie die Mama durch das Zugfenster in den vollgepfropften Fluchtzug gequetscht haben. Bretthart gefroren schaukelten sie später im Winterwind auf der Wäscheleine. Dieses Rosa, das war einfach die Mama.

Cocoa:
Und wie kommt ein Joachim Kortner dazu, so einen Roman zu schreiben?
J. Kortner:
Die Mauer war 1989 gefallen. Die DDR-Grenze war Geschichte. Ich bin damals in dieses winzige Dorf in der Niederlausitz gefahren, in dem wir Kinder den Einmarsch der Russen und mehr erlebt hatten. Eine uralte Frau konnte sich noch an meine Mutter erinnern, sagte nur: Das war ein guter Mensch. Über wen sagt man denn heutzutage noch so einen Satz? Eine der undekorierten Heldinnen war sie. Ohne Tapferkeitsorden oder Bundesverdienstkreuz.

Cocoa:
Wenn der Roman „Mamas rosa Schlüpfer“ einen Untertitel hätte, wie würde der dann heißen?
J. Kortner:
Ohne lange nachzudenken würde ich sagen: Mit 5 in den Krieg.

Cocoa:
Spielt denn die Stadt Coburg im Roman auch eine Rolle?
J. Kortner:
Coburg ist das Traumziel, der Wunschtraum der Freiheit, den die Mama unter Lebensgefahr für uns und sich verwirklichen wollte.

Cocoa:
Warum sollte man den Roman denn überhaupt lesen?
J. Kortner:
Die Frage ist mir etwas peinlich, denn jeder Koch lobt seine Suppe, sagt man. Aber das Besondere an meinem Roman ist, dass ich den Leser erleben lasse, wie der Krieg aus der Erlebnisperspektive eines fünfjährigen Jungen erfahren wird. Aber am besten ist es doch, wenn man sich die Auszüge aus den verschiedensten Pressekritiken durchliest, unter anderem auch aus der Neuen Presse Coburg.